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Mit Architektur Position beziehen

Noch bevor auch nur eine einzige Wand geplant wird, auch nur eine erste Silhouette entworfen wird, steht der Verwendungszweck des Gebäudes. Es sind die anfangs definierten Wünsche und Bedürfnisse, die als Funktionsanforderungen dem künftigen Bauwerk ein Fundament geben. Erst dann kommt der bzw. die ArchitektIn ins Spiel und gibt der gewünschten Funktion ein Gesicht. Und auch wenn es die imposante Fassade eines Gebäudes ist, die BetrachterInnen auf den ersten Blick beeindruckt, so zeichnet sich ein gutes Gebäude vor allem dadurch aus, dass es die gewünschte Funktion erfüllt. Im besten Fall durch eine Form, die begeistert.

Form Follows Function

Die Funktionsanforderungen umfassen jedoch nicht nur, was das Gebäude können muss, sondern auch, wie es wirken soll. Daraus ergibt sich ein doppelter Auftrag an die bzw. den ArchitektIn und die entworfene Form. Ein gutes Unternehmensgebäude unterstützt ein Unternehmen im Kerngeschäft und spiegelt dessen Werte wider. Da die Produktivität eines Unternehmens je nach Unternehmensart und -kultur von ganz unterschiedlichen Prozessen abhängt, gibt es auch kein Universalrezept für das ideale Unternehmensgebäude, denn: Das perfekte Gebäude ist individuell auf das Unternehmen abgestimmt. Wichtig ist jedoch, dass das zukünftige Unternehmensgebäude nicht zwingend die aktuell herrschenden Prozesse unterstützen muss, sondern jene, die das Kerngeschäft im Hinblick auf die Zukunft bestmöglich fördert. Aus diesem Grund nutzen viele Unternehmen den Bau eines neuen Gebäudes bzw. die Sanierung von Bestandsgebäuden zur Optimierung der eigenen Kultur und Prozesse.

Die Form - die Gestaltung von Dingen - solle sich aus ihrer Funktion, d.h. ihrem Nutzzweck ableiten, postulierte u.a. Louis Sullivan.

Gerade in Zeiten von New Work müssen Gebäude ganz neuen Anforderungen gerecht werden. Denn während der eigene Schreibtisch im Büro als Arbeitsmittelpunkt an Bedeutung verliert, gewinnt die Kommunikation, Flexibilität und Mobilität einen immer höheren Stellenwert – für die Zusammenarbeit und auch für die Produktivität. Ein gutes Gebäude muss diese Veränderung daher nicht nur berücksichtigen, sondern bewusst durch seine Form hervorrufen. Ähnlich sieht es bei der Innovation aus: Aktuell geht es oft um die Frage, wie ein Raum gestaltet werden muss, um Kreativität zu unterstützen. Welche Atmosphäre atmet eine Ideenschmiede? Wie starr bzw. wie flexibel muss ein Raum gestaltet sein, um mit der Entwicklung einer Organisation Schritt halten zu können oder diese gar herauszufordern?

Vom hermetisch durch das Werkstor abgeschirmten Unternehmen, das um den Schutz seiner Betriebsgeheimnisse bemüht ist, zum offenen Unternehmen, das durch ein offenes Gebäude einen offenen Austausch fördert – diese fundamentale Veränderung wagen zurzeit viele wegweisende Unternehmen. Der größte Ausdruck dieses Veränderungsprozesses, wie auch das Veränderungsinstrument selbst, ist das Gebäude. Ein Gebäude, das offen zum Andocken ist, offen für neue Ideen und offen für alle, die Interesse haben – seien es Mitbewerb, LieferantInnen oder PassantInnen.

Gebäude für Menschen bauen

Für Unternehmen im „War for Talents“ ist die Wirkung von Architektur – zu der ihre Einbettung in den Kontext des Umfelds gehört – ein wichtiges Signal an die potenziellen zukünftigen MitarbeiterInnen. Der Signalauftrag an die Architektur: wecke die Begehrlichkeit, genau hier arbeiten zu wollen.

Facebook baute in Kalifornien am Wasser, nicht im Industriegebiet. Google in Mountain View – Headquarters Googleplex – entscheidet sich für Architektur der BIG-Bjarke Ingels Group und des Heatherwick Studios, die mit dem „konservativen Konzept“ von Wänden, Treppen und Dach aufräumen. Mit Fahrrädern kann unter den gigantischen Kuppeln direkt zum Arbeitsplatz gefahren werden. Die Architektur ermöglicht und fördert hier und löst gezielt eine erfrischende Handlung aus. Die Wirkung von Architektur entsteht bewusst und unterbewusst: Die Kleinteiligkeit und Heterogenität einer italienischen Häuserzeile erzeugt eine andere Wirkung als die Monumentalität eines Plattenbaus.

Ja nach Material, Design und Funktion kann ein Gebäude auch Botschaften zur Nachhaltigkeit übermitteln.

Nachhaltigkeit ein Gesicht geben

Architektur kann nicht nur Gefühle und Handlungen initiieren, sondern auch Einstellungen und Botschaften vermitteln. So kann ein Gebäude ein Nachhaltigkeitsstatement setzen, das z. B. über die gewählten Materialien, Energieerzeugung und Raumressourcen kommuniziert wird. Ist das Gebäude klimafreundlich gestaltet? Begrünt es den Stadtraum? Schafft es einen gesellschaftlichen Mehrwert? Wird ein Gebäude als sozial verantwortlich wahrgenommen, so überträgt sich diese Attribution auch auf das Unternehmen, das hier zu Hause ist.

Menschen setzen sich vor allem dort ein und geben ihr Bestes, wo sie sich wohlfühlen und wiederfinden. Wenn ein Gebäude die Bedürfnisse seiner NutzerInnen erfüllt, bedingt das eine hohe Zufriedenheit und wirkt auf die Produktivität. Architektur beeinflusst also nicht nur unser Leben, sondern auch unser Handeln.

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